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Dienstag, 11. Oktober 2011
(Sächsische Zeitung)
Dienstag, 11. Oktober 2011
(Sächsische Zeitung)
Weinböhla fordert leisere Züge
Von Torsten Oelsner
Die Einwohner sorgen sich um den Titel Erholungsort. Landrat Steinbach wurde zur gestrigen Demo vermisst.
Schon deutlich ausgedünnter was die Präsenz an Politprominenz betrifft, ging die zweite Lärmdemo der Bürgerinitiative gegen Bahnlärm über die Bühne. Diesmal hatten die Verantwortlichen nach Weinböhla an den alten Berliner Bahnhof eingeladen. Außer Martin Dulig, dem Fraktionschef der SPD im Sächsischen Landtag, war niemand da von der landespolitischen Ebene. Landrat Arndt Steinbach habe abgesagt mit den Worten, dass er mit der Bundespolitik in Verbindung stehe und sich weiterhin über die Vorhaben der Initiative informieren werde. „Damit können wir uns natürlich nicht zufrieden geben“, so Horst Heiden, einer der beiden Gründer der neuen BI.
Weinböhlas Bürgermeister Reinhart Franke (CDU) sprach aus, was die Bürger in dieser Situation hören wollen. Man stehe mit der Politik in Verbindung, unterstütze das Ansinnen der Bahnlärmgegner. „Aber wir sind auch für das Verursacherprinzip“, sagte Franke. „Wir werden keine Gelder für Kitas oder Schulen verwenden, um hier Lärmschutzmaßnahmen zu finanzieren“, betonte er.
Weinböhlas Titel futsch?
Die Herzen der Demonstranten erreichte jedoch Cornelia Fiedler, die neue Vorsitzende der Bürgerinitiative Weinböhla (BIW). Nach dem Verlust des Welterbetitels in Dresden durch den Bau einer Brücke, könne es sich Weinböhla nicht leisten, den Titel „Anerkannter Erholungsort“ einzubüßen. Aber wie könne sich ein Ort Erholungsort nennen, wenn sich nicht mal mehr die Einwohner selbst hier wohl fühlten. Der Titel dürfe nicht zur Mogelpackung verkommen. Man könne keine Gäste hier willkommen heißen bei diesen Zuständen. Und das beträfe nicht nur Weinböhla allein, sondern das ganze Elbtal, sagte Cornelia Fiedler unter dem donnernden Applaus der Anwesenden. Um den Titel zu erhalten, seien Parameter einzuhalten, die der Erholung förderlich sind. Doch die seien seit einem halben Jahr nicht mehr gegeben.
In diese Kerbe schlug auch der nächste Redner, Jens Kraßler, der als Intensivmediziner am Fachkrankenhaus Coswig arbeitet. „Als Narkosearzt habe ich genug Mittel in meinem Repertoire, um meine Patienten ruhig schlafen zu lassen“, sagte er. Aber das könne es nicht sein. Es sei medizinisch nachgewiesen, welche verhängnisvollen Schäden permanenter Lärm auf den Körper habe. In Coswig seien 80 Dezibel nachgewiesen worden. Bei 100 Dezibel, ein Wert, der ebenfalls schon bei Güterzügen in Coswig gemessen wurde, reagiere der Körper nach dem Prinzip „Alles oder nichts“. Der Dauerlärm wirke sich auf das Herz aus bis hin zu Depressionen. Auch eine emotionale Bemerkung wolle er sich erlauben, so der Mediziner. „Wenn mir Brüssel und damit die Europäische Union vorschreibt, welche Glühbirne ich in meine Lampe schraube, dann kann ich auch erwarten, dass die europäischen Richtlinien für Bahnlärm eingehalten werden. Und die besagen 65 Dezibel bei Tag und 45 Dezibel bei Nacht.“
Zum Abschluss zitierte BI-Gründer Horst Heiden aus einem Briefwechsel zwischen Thomas de Maizière und Bahnchef Rüdiger Grube, in dem der schreibt, in Coswig werde schon immer mit Tempo 120 gefahren. „Das ist eine glatte Lüge“, so Heiden unter dem Applaus der Teilnehmer.
Weinböhlas Bürgermeister Reinhart Franke (CDU) sprach aus, was die Bürger in dieser Situation hören wollen. Man stehe mit der Politik in Verbindung, unterstütze das Ansinnen der Bahnlärmgegner. „Aber wir sind auch für das Verursacherprinzip“, sagte Franke. „Wir werden keine Gelder für Kitas oder Schulen verwenden, um hier Lärmschutzmaßnahmen zu finanzieren“, betonte er.
Weinböhlas Titel futsch?
Die Herzen der Demonstranten erreichte jedoch Cornelia Fiedler, die neue Vorsitzende der Bürgerinitiative Weinböhla (BIW). Nach dem Verlust des Welterbetitels in Dresden durch den Bau einer Brücke, könne es sich Weinböhla nicht leisten, den Titel „Anerkannter Erholungsort“ einzubüßen. Aber wie könne sich ein Ort Erholungsort nennen, wenn sich nicht mal mehr die Einwohner selbst hier wohl fühlten. Der Titel dürfe nicht zur Mogelpackung verkommen. Man könne keine Gäste hier willkommen heißen bei diesen Zuständen. Und das beträfe nicht nur Weinböhla allein, sondern das ganze Elbtal, sagte Cornelia Fiedler unter dem donnernden Applaus der Anwesenden. Um den Titel zu erhalten, seien Parameter einzuhalten, die der Erholung förderlich sind. Doch die seien seit einem halben Jahr nicht mehr gegeben.
In diese Kerbe schlug auch der nächste Redner, Jens Kraßler, der als Intensivmediziner am Fachkrankenhaus Coswig arbeitet. „Als Narkosearzt habe ich genug Mittel in meinem Repertoire, um meine Patienten ruhig schlafen zu lassen“, sagte er. Aber das könne es nicht sein. Es sei medizinisch nachgewiesen, welche verhängnisvollen Schäden permanenter Lärm auf den Körper habe. In Coswig seien 80 Dezibel nachgewiesen worden. Bei 100 Dezibel, ein Wert, der ebenfalls schon bei Güterzügen in Coswig gemessen wurde, reagiere der Körper nach dem Prinzip „Alles oder nichts“. Der Dauerlärm wirke sich auf das Herz aus bis hin zu Depressionen. Auch eine emotionale Bemerkung wolle er sich erlauben, so der Mediziner. „Wenn mir Brüssel und damit die Europäische Union vorschreibt, welche Glühbirne ich in meine Lampe schraube, dann kann ich auch erwarten, dass die europäischen Richtlinien für Bahnlärm eingehalten werden. Und die besagen 65 Dezibel bei Tag und 45 Dezibel bei Nacht.“
Zum Abschluss zitierte BI-Gründer Horst Heiden aus einem Briefwechsel zwischen Thomas de Maizière und Bahnchef Rüdiger Grube, in dem der schreibt, in Coswig werde schon immer mit Tempo 120 gefahren. „Das ist eine glatte Lüge“, so Heiden unter dem Applaus der Teilnehmer.
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