Motto

Wer wagt es, sich den donnernden Zügen entgegen zu stellen?
Die kleinen Blümchen zwischen den Eisenbahnschwellen.
Erich Kästner

Donnerstag, 9. Juni 2011

Hörbarer Verkehr

Bahnlärm unerträglich für Lebensqualität
von Dr. Eckehard Franz
Stadtrat
Wer an der Bahn wohnt, kann dir was erzählen; das heißt, wenn du ihn noch verstehen kannst.

Auch wir haben nach der abgeschlossenen Rekonstruktion der „Berliner Bahnstrecke“ ein neues, höchst unerfreuliches Problem. Der Lärm ist viel lauter als vorher, die Züge fahren schneller und dichter als vordem. Es dröhnt viel weiter in die Stadt hinein. Die ZdF-Sendung vor einigen Tagen über das mittlere Rheintal zeigte, dass das deutschlandweit so ist.

In der Einwohnerversammlung am 10. Mai ließ der OB die Geräusche einspielen. Ohrenbetäubend, wesentlich lauter als vorher. Wir haben uns die Wissenschaft geholt, denn mit der Bahn war und ist kein leichtes Spiel. Prof. Hecht von der TU Berlin, schon Jahrzehnte auf dieser Strecke: nur wenn die Ursachen genau geklärt sind, gibt es die richtigen Forderungen und Erfolg im Kampf mit der Bahn. Die Forschungen ergaben: der dichtere Bahnkörper, die stärkeren Schienen, die neuen Schwellen, die fehlenden Bäume sind auch schuld. Sie verstärken die Bahngeräusche. Die Hauptursache sind die Rauigkeit von Schiene und Rädern. Es läuft nicht glatt, wenn die Backenbremsen die ursprünglich glatte Radoberfläche und diese dann die Schienenoberfläche aufrauen. Lösung: die Bremsen verändern, weg von der Backenbremse und hin zur Scheibenbremse aus Spezialplaste. Zusätzlich die Schienen immer wieder glattschleifen und die Güterzüge entlärmen.

Dazu gibt es seit langem Erkenntnisse und Maßnahmen. Die Schweiz ist mit ihrem Umrüstungsprogramm schon fast fertig, die Deutsche Bahn noch ganz am Anfang. Es „lohnt“ sich nicht, der Druck ist zu klein, noch.

Was wir tun? Mit den anderen betroffenen Kommunen Radebeul und Weinböhla zusammen kämpfen. Ziel: die technischen Maßnahmen der Bahn zur Lärmminderung an den Schienen, die sie in Königsstein bis Bad Schandau durchführt, auf unsere Strecke übertragen. Überall Lärmschutzwände ist nicht möglich. Das sehen auch wir ein, das ist nicht bezahlbar. Aber über Tempobegrenzung werden wir hart verhandeln, denn das ist nicht aufwändig und hilft spürbar.


Die Bäume wieder anpflanzen und den Damm wieder begrünen. Hierbei hatte unser Druck schon Erfolg, die Bäume und Sträucher wachsen nicht mehr in der Baumschule, sondern an „unserem“ Damm. Und die noch fehlenden kommen im Herbst, auch auf die Flächen in der Stadt.

Den Prozeß um die Schallschutzwand am Krankenhaus bereiten wir gut vor.

Mal sehen wie die Betroffenen uns helfen. Es gibt Lärmprotokolle, die in der Versammlung ausgegeben wurden. Dort kann jeder Aktive helfen, die Verhandlungen mit der Bahn schwerwiegender zu machen. Solche Protokolle gibt es im Bürgerbüro heute noch.

Coswig, den 21.05.2011

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